Im ersten Teil – Reinerwarte. Ein gefeierter Treffpunkt – wird die goldene Zeit der Aussichtswarte auf dem Reinerkogel skizziert. Übrigens: Der Reinerkogel wird nicht mit „a“ geschrieben, da der Name sich auf den Stift Rein bezieht. Dieser erwarb am 03. Mai 1300 den Weingarten von dem „Graezer Purger Friedrich Ekker“ („Neue Zeit“, 18.07.1968). Etwas mehr als 700 Jahre später werden die Aussichtsplattform und die dazugehörigen Gebäude auf dem Reinerkogel an die Stadt Graz übertragen.

Ein ewiges Projekt
Im Mai 1914 erfuhr die Leserschaft des „Arbeiterwille“, dass die Parkanlage um die Reinerwarte in das Eigentum der Gemeinde Graz übergegangen war. Zuvor gehörte sie Oscar Freiherrn Speth von Schülzburg, der sie auch errichtet hatte, um den Reinerkogel wieder einem Publikum zugänglich zu machen. Mit dem Erwerb waren Kosten für „verschiedene notwendige Instandhaltungsarbeiten und Neuherstellungen“ verbunden („Arbeiterwille“, 05.05.1914). Durch die Übernahme wurde die Reinerwarte zu einer ständigen Ausgabestelle für die Gemeinde, da in gewissen Abständen immer wieder Renovierungen notwendig wurden.
In den 1920er-Jahren war das Geld jedoch so knapp, dass „An die Bevölkerung von Graz!“ appelliert wurde: Ein „Wahrzeichen der Landeshauptstadt Graz“ sei in Gefahr, „dem Zahn der Zeit zum Opfer zu fallen.“ („Grazer Volksblatt“, 26.08.1924). Spenden konnten beim Torwart im Rathaus zwischen 8:00 und 14:00 Uhr abgegeben werden. Der Aufruf führte jedoch zu einem „kläglichen Ergebnis“, sodass die Stadtgemeinde die Wiederherstellungskosten schließlich aus eigener Tasche bezahlen musste. („Neues Grazer Morgenblatt“, 20.02.1925)
Die letzte Seite der Geschichte um die Reinerwarte wurde 1957 geschrieben. In einer Gemeinderatssitzung im Jänner wurde die Abtragung des Aussichtsturmes, der Gastwirtschaft und aller Nebenbauten beschlossen. Die Baumängel waren inzwischen zu groß, die Besucherzahlen zu gering – die Jakobsleiter war für den Besuch zu steil geworden.
Mit dem Auszug der letzten Turmwärterin, einer Frau Sundl, blieb die Reinerwarte schließlich völlig ohne Aufsicht. Es wurde befürchtet, dass „Jugendliche, die das unbeaufsichtigte Bauwerk zu Kletterübungen benützen würden, […] leicht einen Unfall erleiden [könnten], wofür die Stadtgemeinde in nicht geringem Maße mitverantwortlich sein würde.“ („Neue Zeit“, 18.01.1957). Die Stadt Graz war somit nicht länger bereit, die Kosten für die notwendigen Reparaturen und Installationen zu tragen.
Die Himmelsleiter bleibt
Nach der Abtragung der Gebäude auf dem Reinerkogel blieb die Jakobsleiter bestehen, die auch als „Himmelsleiter“ bezeichnet wird. Im Jahr 1968 wurden 95 der insgesamt 338 Steinstufen vollständig erneuert; sie bilden weiterhin den schnellsten Weg auf den Reinerkogel.

Ein Jahr später wurde die erneute Erschließung des Reinerkogels als Erholungsgebiet fortgesetzt. Die Anbindung mit der Straßenbahn bestand ohnehin schon: Von der Haltestelle Robert-Stolz-Gasse war nur ein kurzer Fußweg zurückzulegen. Doch die durch den Individualverkehr geprägte Zeit sah nun auch die Notwendigkeit eines kleinen Parkplatzes, um den Zugang zum Reinerkogel möglichst bequem zu gestalten. Zur Erholung wurden außerdem Bänke und Tische aufgestellt. Und um wieder eine Aussicht zu ermöglichen, wurden Robinien und Weißbuchen gefällt.
So bleibt die Jakobsleiter als markantes Relikt der einstigen Reinerwarte erhalten und lädt noch heute Wandernde zu einem Aufstieg ein. Die Aussicht ist zwar bescheiden, doch an heißen Sommertagen bietet der Reinerkogel ausreichend Schatten zum Abkühlen und ist einen Besuch wert.


