Der Spitz Radetzkystraße und Joanneumring ist nicht wiederzuerkennen. Bausperren soweit das Auge reicht. Errichtet werden hier die Gleise für die neue Straßenbahn. Die Entlastungsstrecke wird vom Jakominiplatz durch die Radetzkystraße, über die Neutorgasse bis zum Andreas-Hofer-Platz verlaufen. Von dort wird die Mur über die Tegetthoffbrücke passiert werden. Über die Belgiergasse und die Vorbeckgasse führt der Anschluss an die Annenstraße.
Bei den Bauarbeiten kamen alte Gleise zum Vorschein. Für eine kurze Zeit zeugten sie davon, dass hier in der Vergangenheit eine Straßenbahnlinie verlief. Vom Jakominiplatz wurde per Tram der Griesplatz erreicht. „Kienreichs Führer durch Graz und Umgebung“ (1914) gibt an, dass alle 12 Minuten eine Tram vom Schillerplatz nach Puntigam über die Radetzkystraße gefahren ist. Die Wartezeit auf die Straßenbahn Richtung Gösting, ebenfalls vom Schillerplatz aus, dauerte nur 6 Minuten. Vielleicht etwas zu kurz, um genauer das Denkmal für Gefallene in der Radetzkystraße zu inspizieren. Definitiv zukurz, um einen Film im Opernkino zu sehen, dass 1923 nach einer monatigen Pause wieder eröffnet wurde. Der Eröffnungsfilm war Oliver Twist mit Jackie Coogan. Der Standort des Kinos war die Radetzkystraße Nr. 1 (heute ein Spar), also nicht weit von dem Denkmal für Gefallene entfernt.
Das Kriegerdenkmal wurde im November 1901 für steirische Krieger errichtet, die 1878 in Bosnien und Herzegowina gestorben sind. Der Obelisk und der Sockel sind aus einem geschliffenen Granit und tragen die Namen der Gefallenen. Ein in Bronze gegossener Löwe ruht über der Erinnerungstafel und hütet die Fahnen. Darüber thronte einst ein bronzener Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Der Marmorobelisk wurde von der Firma Johann Franz gebaut. Der Entwurf geht wiederum auf den Architekten Hans Pascher zurück.
Im Zuge der Errichtung des Denkmals fand im März 1901 im Stephaniensaal ein Konzert statt. Das eingesammelte Geld wurde für einen Denkmalfond genutzt. Mit dem Überschuss wurde das Ziel befolgt, die in Not geratenen Kämpfer von 1878 und deren Familien zu unterstützen. Ein „bestbekannter, hochangesehener heimischer Tondichter“ veranstaltete das Militärkonzert unter der „Mitwirkung eines Gesangvereines und mehrerer hervorragender Kunstkräfte von Graz und auswärts.“ Die Anregung zum Konzert gab Arthur Bouvier Ritter von Azula.
Das Denkmal passt gut in eine Straße, die nach dem Feldmarschall Johann Graz Radetzky von Radetz (1766–1858) benannt ist. Er gilt als der wohl bedeutendste Heerführer Österreichs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. So wurde zu seinen Lebenszeiten, und zwar 1850, die als „Kleines Glacis“ bezeichnete Straße nach ihm getauft. Um 1791 hieß sie „Neue Triester Commercialstraße“. Damals führte sie an den Bastionen eines Festungswalls vorbei.
Die Radetzkystraße zieht sich vom Jakominiplatz zur Radetzkybrücke. Der Murübergang wurde 1788 errichtet und wurde zuerst als „Neue Brücke“ bezeichnet. Der Name Radetzkybrücke kommt 1861 auf. Der gegenwärtige Übergang wurde am 13. August 1898 als vierte eiserne Brücke dem Verkehr übergeben.
Sie führt an einer Häuserreihe vorbei, die in den Jahren zwischen 1830 und 1860 errichtet wurden. Eine Ausnahme bildet das Bezirksgericht Graz-Ost, das 1910 bis 1912 nach dem Entwurf von Anton von Spinler durch Josef Hönigmann gebaut wurde. All diese Häuser entstanden auf einem vor der Festungsmauer vorgelagerten Holzlager. Das Holz kam auf der Mur aus dem Norden der Steiermark.
Kurz vor der Radetzkybrücke wacht ein weiterer Soldat. Das Denkmal steht an der Ecke Marburger Kai und Radetzkystraße. Die Enthüllung fand unter großem Jubel illustrer Gäste am 8. Juni 1907 statt. Es erinnert an den General Wilhelm von Württemberg (1828–1896), der 1859 an der Schlacht von Magenta (Krieg Frankreich/Piemont gegen Österreich) und 1864 im deutsch-dänischen Krieg an der Schlacht bei Oeversee beteiligt war.
Anders als das Kriegerdenkmal ist der General nicht in Plastik eingewickelt.
Eine wunderbare Seite, die die Entwicklung der Straßenbahn in Graz zeigt: LINK