Im Mai 1932 feiert das „bekannte Grazer Huthaus Skriwanek“ sein 25-jähriges Jubiläum. Darüber informieren die Zeitschrift „Bilder-Welt“ und die Zeitung „Grazer Tagblatt“* aus dem gleichen Jahr. Zu diesem Zeitpunkt hat es eine neu eröffnete zweite Filiale in der Sporgasse 13. Ein weiteres Geschäft besteht in der Annenstraße 20. Das Stammhaus und die Fabrikation ist in der Schmiedgasse 14 untergebracht.
Die Firma wird von den um 1875 geborenen Ludwig Skriwanek eröffnet. Der erste Standort ist zuerst in der Schmiedgasse 10. Um 1922 muss Ludwig Skriwanek jedoch in die Schmiedgasse 14 umziehen. Bereits 1915 erweitert er seinen Besitz um eine erste Filiale, die sich an der Ecke Annenstraße und Volksgartenstraße befindet. Ein neu eröffneter Laden folgt 1932: Standort Sporgasse.
Für seine Hüte kauft das Huthaus Skriwanek Hasen- und Kaninchenfelle ein und bietet dafür den höchsten Preis. Doch nicht nur neue Hüte werden entworfen. Das Huthaus Skriwanek rühmt sich auch damit, dass es Damenhüte rasch modernisiert. Die Abteilung von Damenhüten ist nicht von Anfang an dabei. Vielmehr ist sie das Ergebnis einer frühen Erweiterung der Firma.
Das Huthaus Skriwanek wirbt damit, dass die Kundschaft für das wenigste Geld das meiste bekommt. Die Preise werden als an „Billigkeit unerreicht“ angepriesen. Gleichzeitig wird die Qualität der Hüte betont. Wer imponieren will, so zusammengefasst, braucht einen Skriwanek Hut. Denn: „Von allen guten Dingen des Lebens ist ein Skriwanek-Hut das Beste.“**
Der zum Ersten Weltkrieg eingezogene Ludwig Skriwanek hat seinen Humor nie verloren. Sein Einzug wird selbst als eine humoristische Pointe betrachtet, vor allem als er unter den in den Annensälen einquartierten Landstürmern entdeckt wird.*** Ludwig Skriwanek ist für komische Vorträge und Gesangsduette bekannt. Nach dem Ersten Weltkrieg setzt er seine Zweitberufung als Humorist fort.
In dieser Zeit hat die Leitung seine Frau. Nach dem Krieg pflegt sie das Image der Firma, indem sie karitative Aufgaben übernimmt und so das Huthaus Skriwanek nach außen vertritt. So organisiert sie mit anderen Personen u.a. ein Kinderfest für das Anna-Kinderspital. Sie ist wohl auch weiterhin in der Firma aktiv. Als Betriebsführerin begleitet sie 1938 die Belegschaft des Huthauses nach Kärnten. Am Klopeiner See hat die Familie Skriwanek Besitz. Hier wird ein Tag mit Baden, Spiel, Gesang und Musik verbracht.
Bereits 1926 wird das Huthaus Skriwanek Opfer eines Diebstahls. Ein 23-jähriger Mann entwendet im August einen Hut und einen Stockschirm aus dem Fenster. Schon in den Wochen zuvor besucht er andere Geschäfte. So holt er sich Anzüge und Mäntel bei Welisch & Sohn (Herrengasse 7), bei Marianne Gruber (Girardigasse 8) Wäsche und bei Humanic zwei linke Herrenhalbschuhe. Der modeaffine Dieb wird erwischt. Drei Jahre schwerer Kerker sind das Resultat.****
Am 21. Februar 1946 stirbt Ludwig Skriwanek. Ein kurzer Nachruf erscheint im Arbeiterwillen am 26. Februar.***** Die Verabschiedung findet einen Tag zuvor in der Grazer Feuerhalle statt. Im tiefsten Leid unterschreiben seine zwei Söhne Ludwig jun. und Otmar, seine Tochter Gertrude, seine Schwiegertöchter Elli und Hilde sowie sein Schwiegersohn Hans sowie weitere Verwandte.
Unter den Adressen von 1932 finden sich heute Hubert Auer sowie eine Sushi-Bar (Annenstraße), das Gewandhaus Gössl (Schmiedgasse), sowie Makaro Jewelry (Sporgasse).
*25 Jahre Hut-Skriwanek, Grazer Tagblatt, 15. Mai 1932.
**Aphorismen der Firma Ludwik Skriwanek, Grazer Volksblatt, 21. Oktober 1923.
***Die Grazer Humoristen in des Kaisers Rock, Grazer Volksblatt, 01. August 1914.
**** Der Grazer Schaufenstereinbrecher, Arbeiterwille, 04. Jänner 1927.
*****Todesanzeigen, Arbeiterwille, 26. Februar 1946.
Höchst interessant, schade dass es keine wirklichen Zeichen mehr gibt vom Huthaus Skriwanek. Da habe ich wieder einiges gelernt.